Samstag, 4. Februar 2012

Alter Insu: Teil 22 "Traueranzeigen rund um die RAF"



Wer mit der Thematik der RAF (Rote Armee Fraktion), bzw. ihren Inhalten nicht im groben vertraut ist, dem empfehle ich den passenden Wikipedia-Artikel: http://de.wikipedia.org/wiki/RAF

Die in den 60ern herangewachsene kritischere Generation machte ihrem Unmut in Protesten aller Art Luft. Leider gab es auch teilweise gewaltsame Ausbrüche (Stichwort: RAF).
Auf dem Höhepunkt des deutschen Herbstes wurde 1977 Hans Martin Schleyer (Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Hanns_Martin_Schleyer) entführt. So sollten inhaftierte RAF-Aktivisten freigepresst werden. Da die Regierung nicht auf die Forderungen einging, brachten sich 3 hochrangige RAF-Terroristen in der Todesnacht von Stammheim um (Baader, Ensslin, Raspe). Sie sahen keinen anderen Ausweg der Gefangenschaft zu entkommen. Dies markierte das Ende des deutschen Herbstes. Schleyer wurde daraufhin von seinen Entführern umgebracht.

Einige Schülerzeitungen nahmen sich des heiklen Themas an: Eine Zeitung aus Husum brachten eine Todesanzeige zur Todesnacht von Stammheim. Diese wurde ebenfalls im Insulaner am 18.10.77 abgedruckt.



Viel gefährlicher war es jedoch über den Tod Schleyers zu schreiben. Und noch gefährlicher dabei kritisch auf dessen NS-Vergangenheit einzugehen und gleichzeitig indirekt zu kritisieren, dass auf andere Menschen die ebenfalls bei dem Vorfall starben kaum eingegangen wurde. Die folgende Anzeige erschien in mehreren Schülerzeitung, obwohl sie vielerorts bereits verboten war. Auch im Insulaner wurde die Endscheidung zur Veröffentlichung nicht einstimmig getroffen.



Ebenfalls im Insulaner erschienen war ein Bericht aus Kiel wo die Anzeige und gleich damit eine ganze Ausgabe (!) von der Veröffentlichung ausgeschlossen wurde und die bereits gedruckten Hefte vernichtet wurden:

Repression – selbst an fortschrittlicher Gesamtschule

Bis auf wenige Exemplare, die frühzeitig in Sicherheit gebracht worden waren, ist die November-Ausgabe 77 der Schülerzeitung der integrierten Gesamtschule Kiel Fr’ort auf Anordnung der Schulleitung eingestampft und die Druckvorlage vernichtet worden.
Bei einer Vernehmung wurde Redaktion klar gemacht, dass das Thema „Schleyer“ tabu sei – Denn die Schulleitung befürchtet bei Veröffentlichung des nebenstehenden Artikels, reaktionäre Maßnahmen gegen die Gesamtschule von Seiten der Arbeitgeber und des Kumis:
Die Arbeit der Redaktion wird ab sofort streng zensiert.

                              
                               Gez. Kieler Schülergruppe

            von Nils Krütgen

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